Dani: Das kommt den Schweizern entgegen – „für die Helvetisierung ist gesorgt“ bei Open-Source-Software.
Wie gesagt, es ist eine quelloffene Software, bei der man wirklich schauen kann: Wie hat das der Erfinder oder der Entwickler damals gemacht? Man kann dort auch je nachdem eingreifen und dann dementsprechend die Anpassungen machen.
Wie gesagt, ich komme immer gerne mit meinem Beispiel: Wenn ich im Word oder im Excel eine Funktion habe, die ich wirklich gerne hätte, kann ich schlecht Bill Gates anrufen. Und dann baut er sie ein. Respektive, die Antwort eines grossen Softwarekonzerns ist einfach: „Wir prüfen diese Idee, und vielleicht kommt sie in eine der nächsten Releases.“ Und dann hast du diese Funktion auch in einer proprietären Software drin – wenn du das Glück hast, dass diese Funktion in die Release aufgenommen wird.
Aber ja … das ist dann beschränkt mit diesen Umsetzungen.
Erich: Was dort noch wichtig ist, ist die Zusatzinfo. Das muss man aber kontrolliert machen. Da muss man genau wissen, was man macht als Anbieter.
Wenn wir jetzt TYPO3 als Beispiel nehmen: Da gibt es ein Core-Paket – das ist die Hauptfunktionalität – und nur wenn die so bleibt, wie der Standard ist, den ich herunterlade, kann ich das dann auch sauber updaten.
Wenn ich dort verändere, dann ist es natürlich so, dass ich beim nächsten Mal, wenn ich ein Update machen muss, wieder die Anpassungen vornehmen muss, die ich in der letzten Version auch gemacht habe. Ich muss das dann immer mitziehen. Da muss man schauen, wie man das macht.
Dani: Das ist der Grund, warum wir immer sagen: «Do not change the core». Am Core einer Open Source Software soll man nichts ändern, sonst ändert man ständig.
Erich: Oder kontrolliert ändern, wie wir es zum Teil auch machen, dass wir einen Bug finden in der Core und dann wieder zurückspielen über die Community, sodass alle davon profitieren und das kontrolliert einfliesst.
Das klingt alles super: wenig Kosten, ich kann es anpassen. Gibt es einen Nachteil in diesem Thema?
Dani: Ja, es geht in diese Richtung. Das Potenzial ist riesig. Das grösste Problem ist die Fragmentierung. Bei einigen Open-Source-Projekten gibt es verschiedene sogenannte Versionen oder Forks (englisch für „Abzweigung“ oder „Gabelung“). Das ist das Typische. Manchmal gibt es einen Fork aus einem Produkt, das nicht mehr weitergeführt wird. Dann gibt es einen Fork von einer Gruppe von Leuten, die weiterentwickeln. Da muss man aufpassen, dass man die verschiedenen Versionen, Forks auf dem Radar hat – was die Entscheidung so schwer machen kann: Welche Version nutzt man jetzt? Welche Ausprägung nimmst du?