Dan: Selbstverständlich berücksichtigen all unsere Kunden bereits diese Aspekte. Sie überprüfen regelmässig, ob sie in der KI als relevante Antwortquelle auftauchen, wenn jemand nach spezifischen Produkten wie einem Schlafsack sucht. Ein weiterer interessanter Punkt ist, man muss auch über die Fischschwärme reden. Wir möchten gefunden werden, aber auch die richtigen Zielgruppen ansprechen. Es bringt wenig, wenn eine KI oder Google zu Themen führt, die für unser Geschäft irrelevant sind – beispielsweise, wenn wir im B2B-Bereich tätig sind, aber die Suchanfragen von Endkunden stammen.
Dies stellt uns vor die Herausforderung, dass der Endkunde nach den gleichen Begriffen sucht wie unser B2B-Kunde. Die Frage lautet also: Wie schaffe ich es, als Maschinenbauer den richtigen B2B-Kunden zu erreichen, ohne in einem Meer von Endkundenanfragen unterzugehen?
Ich sage immer, dass man „fischisch“ sprechen muss – das bedeutet, dass man die richtige Sprache und Suchbegriffe wählen muss, um den richtigen Fischschwarm zu treffen und somit gezielt die passende Zielgruppe anzusprechen.
Erich: Ein wichtiges Thema ist natürlich: Wie messe ich das Ganze?
Dan: Die Messbarkeit ist entscheidend, um zu verstehen, ob die Optimierungen tatsächlich die gewünschten Ergebnisse liefern und ob man in der KI oder in den Suchergebnissen gut platziert ist. Also bei SEO gibt es Rankings. Was gibt es für Messmethoden bei GEO?
Erich: Ja, bei GEO ist das eben ein schwieriges Thema, weil …
Dan: Ein paar Ad-Words buchen, oder?
Erich: Ja, und ich denke, das ist ein bekanntes Problem, das wir bereits bei klassischen Suchmaschinen beobachtet haben: Die zunehmende Zero-Click-Suche. Das bedeutet, dass immer mehr Informationen direkt in den Suchergebnissen angezeigt werden, sei es durch Snippets, Widgets oder andere Formate, wodurch weniger Nutzer auf die eigentliche Website klicken. Der Kunde erhält bereits die Antwort direkt in der Suchmaschine, ohne die Seite besuchen zu müssen.
Im E-Commerce und bei Produktanfragen war das schon ein spürbarer Trend, und jetzt weitet sich diese Entwicklung noch weiter aus. Wir haben bereits über den TikTok-Shop gesprochen, der genau in diese Richtung geht. In Asien ist es längst üblich, innerhalb von Apps zu shoppen, und dieser Trend breitet sich nun auch auf den westlichen Markt aus.
Deshalb wird das Messen des Erfolgs zunehmend komplexer. Denn mit der KI und den neuen Suchmaschinentechnologien kann ich den Algorithmus nicht wie bei klassischen Suchmaschinen, z.B. Google oder Bing, einfach analysieren oder reverse-engineeren, um herauszufinden, welche Faktoren relevant sind. Die Transparenz darüber, wie KI-basierte Algorithmen funktionieren und welche Inhalte letztlich als relevant bewertet werden, bleibt eine Herausforderung.
Das bedeutet, dass es sich um ein Trial-and-Error-Verfahren handelt, bei dem man herausfinden muss, wie die Blackbox der KI funktioniert und welche Faktoren tatsächlich den Erfolg beeinflussen. Um den Erfolg zu messen, muss ich sicherstellen, dass alle Nutzer, die auf meiner Seite landen, korrekt erfasst werden. Tools wie Google Analytics oder Matomo ermöglichen es mir, das Verhalten der Nutzer auf der Website zu analysieren und auszuwerten. Wichtig ist, dass ich in der Lage bin, KI-generierte Besucher separat zu identifizieren und nachvollziehen kann, wie die KI-Nutzer auf meine Seite kommen. Nur so kann ich die Blackbox der KI transparent machen und herausfinden, welche Faktoren tatsächlich relevant sind.
Zusätzlich gibt es mittlerweile spezialisierte Analysetools, die sich darauf konzentrieren, den KI-Teil der Besucherströme zu überwachen und zu analysieren. Diese Lösungen ermöglichen eine detaillierte Auswertung der KI-getriebenen Interaktionen.
Dan: Das bedeutet, dass es neue Kennzahlen gibt, auf die Marketingleiter und Verantwortliche in Zukunft besonders achten sollten. Diese sollten genau beobachten, wie sich die Entwicklungen im Bereich GEO auf ihre Marketingstrategien auswirken. Wie du bereits erwähnt hast, birgt jede Neuerung sowohl Risiken als auch Chancen. Wo sehen wir nun die grössten Chancen, die GEO bietet?
Erich: Viele Aspekte ähneln bereits den Erfahrungen, die wir aus der SEO-Optimierung kennen. Was ich jedoch als potenzielle Veränderung sehe, ist, dass bislang die Kontrolle über die Herkunft meiner Treffer klar gesteuert und auf spezifische Keywords ausgerichtet war. In der Zukunft, bei der Nutzung von KI, könnte es jedoch passieren, dass die KI neue Kontexte erkennt, in denen Inhalte von mir erscheinen – möglicherweise in Verbindung mit Lösungen, nach denen jemand sucht, die ich bisher noch nicht auf dem Radar hatte.
Dan: Das würde ich dann natürlich durch die Auswertung von Messdaten herausfinden. Wenn ich diese analysiere, könnte ich feststellen, dass plötzlich neue Zielgruppen oder „Fischschwärme“ auftauchen. In der Masse betrachtet mag dies zunächst nicht signifikant erscheinen, zumal ich, wenn ich ChatGPT nutze, selten auf einen Link klicke – zumindest bisher nicht oft. Dennoch muss man anerkennen, dass das Google-Universum in dieser Hinsicht sehr gut funktionierte. Du hast auf eine Google Ads-Anzeige geklickt, und auch später, bei weiteren Interaktionen, wurde der Nutzer weiterhin erkannt. Bei KI hingegen werden Antworten generiert, und ob du dann tatsächlich auf einen Link klickst oder nicht, spielt eine andere Rolle.
Ich denke, wenn sich jemand etwa für ein Studium interessiert, sagen wir BWL in der Schweiz, und erfragt Informationen über ChatGPT, könnte er diese später in Google nachschlagen, weil ChatGPT ihm beispielsweise die Universität St. Gallen genannt hat. Der Punkt ist jedoch, dass wir bislang keine durchgängige Messmethodik haben, die beide Welten – KI-Interaktionen und klassische Suchmaschinen – nahtlos miteinander verknüpft. Diese Methodik muss sich erst noch entwickeln.
Erich: Die Herausforderung in der Branche besteht darin, dass ich zwar erkenne, dass Traffic auf meine Seite gelangt, und auch weiss, dass dieser möglicherweise aus ChatGPT, Perplexity AI oder anderen KI-Quellen stammt. Allerdings habe ich keinen klaren Einblick darin, nach welchem spezifischen Begriff der Nutzer gesucht hat, bevor er auf meine Seite gelangt ist. Im Gegensatz zur klassischen SEO- oder AdWords-Strategie, bei der ich exakt nachvollziehen kann, welches Keyword den Nutzer zu mir geführt hat, bleibt dies im Kontext der KI-gestützten Suche oft unklar. Das stellt eine wesentliche Herausforderung dar: Wie kann ich das reverse engineerieren? Also herausfinden, warum genau der Nutzer auf meiner Seite landet. Hier bedarf es noch weiterer Entwicklungen und Anpassungen in der Branche, um eine verlässliche Messbarkeit und Nachvollziehbarkeit zu ermöglichen.