Doch leider sind nur wenige Unternehmen auf diesen Schritt technisch vorbereitet. Das verwundert, denn die technischen Möglichkeiten gerade für Büro-Arbeitsplätze sind potenziell vorhanden. Dennoch wurden diese Entwicklungen im Zuge der Digitalisierung oft verschlafen. So hat die Nutzung von Home-Office in den vergangenen Jahren nur langsam zugenommen. In den letzten Jahren ist der Anteil der mobil arbeitenden Beschäftigten in privatwirtschaftlichen Bereichen nur auf 21 Prozent gestiegen. Fairerweise muss man dazu anmerken, dass in vielen Bereich auch die Datenschutzhürden das Problem sind.
Häufig fehlt in den Organisationen neben der Hardware (Dockingstation, Laptops) vor allem auch die Software, um die digitale Zusammenarbeit zu ermöglichen. Eine Übergangslösung bieten einige Anbieter von digitaler Konferenz-Software. Denn sie stellen als Reaktion auf die Virusausbreitung wichtige Tools kostenlos zur Verfügung. Andere Anbieter haben ihre Zeitbeschränkung für kostenlose Meeting-Versionen aufgehoben.
Schüler-WhatsappGruppen sind längst schon Realität, E-Learning auf entsprechenden Plattformen kann es jetzt auch werden. Alle Schülerinnen, Studenten, Lehrerinnen und Dozenten dieses Landes sind nun gezwungen, digitalen Unterricht durchzuführen. Stellen Sie sich diese Hebelwirkung vor: Wenn auch nur ein Drittel dieser gigantischen Zahl von Bildungsmenschen in Zukunft anders arbeitet als vorher, dann hat die Corona-Krise einen enormen gesellschaftlichen Wandel bewirkt.
Es gibt noch weitaus mehr digitale Bereiche, die durch das Coronavirus stark und schnell wachsen. Vom Online-Handel über virtuelle Kulturangebote bis hin zu digitalen Prozessen im Gesundheitswesen. Aber was ist mit all den Unternehmen, die diese ausserordentliche Herausforderung nicht einfach mit Home-Office meistern können? Was passiert mit der Sommermode der Boutique im Städtli? Was unternimmt das Grill-Fachgeschäft jetzt, in der wichtigsten Saison des Jahres? Sie sind enorm gefordert. Da ist Flexibilität, Engagement und Fantasie gefragt.
Noch nie war es so elementar wichtig, die Online- und Offline-Aktivitäten zu koordinieren und zu optimieren. Ihre Kundinnen sind nach wie vor da. Ihre Ware steht auch bereit. Wenn also der eine Zugang verunmöglicht ist, geht es vielleicht in die andere Richtung? Zeigen Sie Ihr Produkt online und bringen es vorbei. Öffnen Sie Ihr Geschäft zu einer persönlichen Beratung (Achtung, Abstand wahren!). Ihr Katalog als PDF auf der Webseite war bisher schön und gut. Aber nun müssen Sie vielleicht jeden Tag – nein jede Stunde – einen Artikel posten. Selbst Kunden-Termine können digital abgewickelt werden. Sie verkauften bisher jedem Kunden mit einem Argument-gespickten Gespräch den besten Rasenmäher? Packen Sie diese Argumente in Ihren Webshop und in einen Blog! Oder noch besser: Filmen Sie den hervorragenden Schnitt mit dem Handy im Garten und zeigen Sie es auf Facebook („Show, don’t tell.“). Wer die Blumen im Hintergrund richtig benennt, erhält zehn Prozent Frühlingsrabatt... und und und. Oder nehmen Sie sich ein Beispiel am berühmtesten Museum Italiens, den Uffizien in Florenz. Natürlich musste auch diese Institution schliessen. Sie haben dafür das digitale Angebot innert weniger Tage massiv hochgefahren. In „La mia sala“ berichten etwa die Saalaufsichten über ihren Lieblingssaal mit ihren Lieblingskunstwerken.