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Design

Probleme mit Personas

Wer mich kennt, weiss: «Kalt mag keine Personas.» Ich fand es immer schon Zeitverschwendung, tagelang Personas auszuarbeiten, nur um nachher Gefühle zu bestätigen. Dieses Mittel der Empathie-Methoden hat in den letzten Jahren geboomt. Doch nun mehren sich die Zweifel breit. Werfen wir einen genaueren Blick auf das Problem.

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Eine Persona bietet die Möglichkeit, Forschungsdaten über Personen, die in irgendeiner Weise beobachtet oder erforscht wurden, zu modellieren, zusammenzufassen und zu kommunizieren. Die Daten werden in Form einer fiktiven Person mit bestimmten Merkmalen aufbereitet und präsentiert. Ob Alter, Geschlecht, Hobbys oder Einkommen - die Persona soll die relevanten Zielgruppen repräsentieren. Zwei wichtige Forschungsgebiete in diesem Bereich sind die Marktforschung und die UX-Forschung.

Ein Problem bei der Anwendung der Methode besteht darin, dass Personas oft nur auf der Basis von Annahmen erstellt werden, ohne dass wirklich Daten aus entsprechender Forschung zugrunde liegen. In einem solchen Fall können Personas sogar kontraproduktiv sein, weil die daraus gezogenen Schlussfolgerungen zu verallgemeinerten oder falschen Entscheidungen führen können.

Verstehen Sie mich nicht falsch: Personas sind in der Tat ein nützliches UX-Tool zum Zusammenfassen von Forschungsdaten. Designer erstellen diese Charakterprofile, um ihre Erkenntnisse für sich und für die Projektbeteiligten zu humanisieren. Dies soll ihnen dabei helfen, Entscheidungen zu treffen, um die Bedürfnisse der Benutzer zu erfüllen.

Das Problem mit Personas

Aber es gibt ein grosses Problem mit Personas, über das (noch fast) niemand spricht, obwohl sich inzwischen selbst bei den Vordenkern der Empathie- und Persona-Methode Zweifel breit machen. Diese Methode verschwendet Ihre Zeit, hält Sie davon ab, für echte Benutzer zu entwerfen, und verhindert, dass Stakeholder korrekte Entwurfsentscheidungen treffen. Wenn Sie dieses Problem nicht lösen, verlieren Sie nicht nur Zeit, sondern auch Geld. Und im schlimmsten Fall erhalten Sie ein untaugliches Produkt.

Denn das grosse Problem mit Personas ist… niemand benutzt sie. Wenn Sie nachverfolgen, wie viele Personen auf Ihre Personas verweisen, nachdem Sie sie an Ihr Team verteilt haben, werden Sie nur sehr wenige finden. Die meisten werden einen Blick darauf werfen, die Informationen zwar zu schätzen wissen; und sie dann nie wieder aufgreifen. All diese harte Arbeit – verschwendet.

Schwer zu referenzieren und nicht verwendbar

Ihre Teammitglieder müssen sich in Diskussionen auf Ihre Personas beziehen, um sicherzustellen, dass ihre Entscheidungen den Benutzeranforderungen entsprechen. Die meisten beziehen sich jedoch selten auf Personas während des gesamten Prozesses.

Das Problem liegt nicht bei anderen Personen oder Ihren Forschungsdaten, sondern bei der Darstellung Ihrer Person. Ihnen wurde beigebracht, dass Personas einer bestimmten Art entsprechen sollen.

Dazu benötigt es:

  • Eine schriftliche Biografie
  • Demografie
  • Stockfoto
  • Persönlichkeitsattribute
  • Motivationen, Ziele, Frustrationen usw.

Aber auf diese Weise sind Ihre Personas schwer zu referenzieren und unbrauchbar geworden. Es sieht informativ aus, aber die wortreiche Biografie wird überlastet durch zu viel Text. Wenn man darauf verweisen würde, müssten Sie durch ganze Bleiwüsten streifen, um das Wesentliche herauszufinden. Dies ist schlicht zu zeitaufwändig.

Fiktive Benutzer verursachen Verwirrung

Ein weiteres Problem ist, dass diese Informationsmenge eine Faktenlage suggeriert, die so nicht existiert. Es kann bei der Verwendung fiktiver Personas leicht passieren, Benutzer falsch zu interpretieren, wenn das, was Ihnen präsentiert wird, so real aussieht. Falls man sich über die Fiktion dennoch bewusst ist, sind Diskussionen vorprogrammiert.

Übergreifende Anforderunge identifizieren

Sie wollen einen Service oder eine Funktion optimieren? Dann schälen Sie die wahren Bedürfnisse heraus. Dafür bedarf es keiner Hexerei. Sprechen Sie einfach mit Menschen; mit den potentiellen Nutzern. Ein paar sinnvoll angelegt Interviews können Ihnen helfen, Architektur, Layout und Funktionen zu entwickeln. Die so erlangten Daten bieten allen Beteiligten eine robuste Grundlage und ermöglichen eine realitätsnahe Entscheidfindung. Diese Befragungen können Sie ruhig mit dem aktuellsten Stand aus der Verhaltensforschung kombinieren. Und gewisse Verhaltsmuster sind nunmal bei allen Menschen praktisch gleich – das verleiht Ihnen zusätzliche Sicherheit.

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Fazit

Ja, Forschung kostet Zeit und Geld. Nein, das bedeutet nicht, dass Sie die Recherche überspringen und Ergebnisse erzielen können, als hätten Sie es getan. Wenn Sie nicht recherchieren möchten,  missbrauchen Sie das Persona-System nicht - es lohnt sich nicht. Das Ziel ist es, als Designer aus sich herauszutreten und Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung mit den Augen Ihres Benutzers zu verstehen.

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